Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal!

Leben aus der Quelle Gottes
Brend-Quelle in der Rhön am fränkischen Jakobsweg

Vor über einem Jahr habe ich meinen letzten Blogpost fertiggestellt und dann mit dem Versprechen, ab dann jeden Monat zu posten, an meinen Email-Verteiler geschickt. Und was kam dann? Nichts. Autsch! So was sollte man sich eigentlich nicht leisten, macht keinen guten Eindruck, oder? Dumm gelaufen… Vielleicht kennen Sie das als Christ: Eigentlich fühlt man sich in einer solchen Situation jetzt richtig mies,

  • weil ich meine Zusagen nicht eingehalten habe,
  • weil ich ja vielleicht so vielen weitergeholfen hätte,
  • oder zumindest ein paar hilfreiche Anregungen gegeben hätte,
  • weil ich nicht über Gott und sein Wunderbarsein geschrieben habe,
  • weil…weil…weil…

Ja, wer kennt das nicht? Mal Hand hoch: Wer hat sich schon selbst scharf verurteilt, weil er Sachen nicht gemacht (geschafft) hat, die er eigentlich zum Ruhme Gottes oder als Gabe für den Nächsten tun wollte? Oder sie getan hat, aber vor Stress nichts genießen konnte, kaum Liebe in sich hatte, nicht wirklich präsent war. Das lasse ich im Moment weg, weil es wirklich nichts, aber auch gar nichts nützt (und ich hoffe, Sie tun das auch). Lieber berichte ich, was ich daraus gelernt habe.

Lebe aus der Quelle

Von Bernhard von Clairvaux, einem der ersten Äbte der Zisterzienser gibt es eine genaue Beschreibung dessen, was im letzten Jahr passiert ist:

Wenn du vernünftig bist,
erweise dich als Schale und nicht als Kanal,
der fast gleichzeitig empfängt und weiter gibt,
während jene wartet, bis sie erfüllt ist.

Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt,
ohne eigenen Schaden weiter…

Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen
und habe nicht den Wunsch freigiebiger zu sein als Gott.

Die Schale ahmt die Quelle nach.

Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist,
strömt sie zum Fluss, wird zur See.

Die Schale schämt sich nicht, nicht überströmender zu sein als die Quelle…

Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst.
Wenn du nämlich mit dir selbst schlecht umgehst, wem bist du dann gut?

Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle,
wenn nicht, schone dich.

Bernhard von Clairvaux (1090-1153)

Gott als Quelle Leben aus der Quelle
Ausgetrocknet – da fließt nix mehr…

Ich war vor einem Jahr tatsächlich ein Kanal und Gott hat die letzten Monate damit verbracht, mich in Richtung Schale zu entwickeln. Abzuwarten, bis man sich wirklich erfüllt und bereit fühlt, nach außen zu gehen und zu geben.

Eigentlich wollte ich im Dezember 2016 etwas schreiben über mein 10-jähriges Jubiläum meiner prägenden Jesus-Begegnung im Dezember 2006 in Barcelona und was wir gemeinsam seither erlebt haben. Doch diese Aufgabe wurde so umfangreich, dass ich sie nicht in einer Monatsspanne hingekriegt habe[1] – da blieb der Blog das erste Mal liegen. Es war für mich viel dringlicher, mich über Weihnachten auszuruhen, ein paar „Stille Tage“ zu verleben.

Dann kam das neue Jahr und mit ihm viele Aktivitäten: neue Patienten begleiten dürfen, zwei Ausbildungen abgeschlossen, zwei Auslands-Pilgergruppentouren geplant und eine davon durchgeführt, zwei Pilgertouren in Brandenburg selbst organisiert und fünf anderer Träger aktiv begleitet, neue Angebotsstruktur erarbeitet, zu meinem 10-jähriges Pilgerjubiläum nach Fátima gepilgert, meine pflegebedürftige Mutter betreut – mehr ging nicht.

Mir war klar: das Wichtigste, meine Patienten und meine Mutter, brauchen mich präsent, achtsam, mit offenem Herz, inspiriert und inspirierend, entspannt und entspannend, stark mit Gott verbunden. So war ich für den Blog meiner Webseite tatsächlich kreativ ausgetrocknet. Das vorhandene „Wasser“ im Kanal floss in das obige ab. Es gab keine Schale, in der noch etwas war.

Was habe ich von der Quelle für meine Schale gelernt?

Schale überfließen lassen
So soll es sein: überfließende Schale (an der Kirche Senhor do Matosinhos bei Porto)

Das ganze Frühjahr habe ich intensiv um Kraft gebetet. Gott hat geantwortet.

  • Er hat mir im Februar den Text von Clairvaux geschenkt, der kräftig in mir gearbeitet hat.
  • Er hat mir die Aktivitäten förmlich „aus der Hand geschlagen“, die auch andere tun können.
  • Er hat mir keine Zusatzkraft gegeben, damit ich körperlich, geistig und seelisch spüren konnte, wo meine Kraft abfließt. So konnte ich diese Abflüsse schließen.
  • Er hat mir liebevolle und entspannte Zeit mit meiner Mutter geschenkt. Zum Glück.
  • Er hat mich zu neuen Gebeten inspiriert, mit denen ich gezielt für meinen Körper beten und mich entspannen konnte.
  • Er hat mir beigebracht, mit mir sanfter umzugehen, nicht wegen Nichtgeschafftem mit mir unzufrieden zu sein. Das lässt noch schneller austrocknen. Besser: aus unangemessener Planung besser planen lernen
  • Er hat mir gezeigt, dass gute Gewohnheiten das eigene Energieniveau entscheidend verbessern können, dazu gehören:
    • Bei Gott als Quelle trinken: Kontakt und Zeit mit Gott als Grundraster des Tages, bei Ihm zur Ruhe kommen
    • Nährstoffdichte Ernährung und Reduktion von Nahrungsmitteln, die den natürlichen Stoffwechsel und die Laune aus der Bahn werfen
    • Bewegung, die Freude macht, erfrischt und im Alltag gut integriert ist
    • Erholung, Schlaf, Entspannung gehören in den Tagesplan
    • Kontinuierliches Schaffen von Klarheit über die Prioritäten
    • Gute, tragende Prozesse im beruflichen und privaten Alltag, damit belastende Rückstände und Unordnung und damit verbundener Stress gar nicht erst aufkommen
  • Er hat mir neue Wege gezeigt, die meine Arbeit als christliche Therapeutin[2] und meine Freude an Gruppen und der Natur zusammenführen.

So habe ich tatsächlich eines getan: mich geschont. Und das tue ich auch jetzt noch. Seit einigen Monaten habe ich jetzt gut sichtbar einen Zettel bei mir hängen, auf dem steht:

  • Schlaf
  • Ernährung
  • Geschäftsprozesse
  • Stille Zeit
  • Sonntagsruhe

So, dass es mir präsent bleibt und ich es nicht so schnell schleifen lasse. Klingt erstmal nach einem total langweiligen Leben, oder? Tut aber gut! Mir begegnete unterwegs ein Zitat von Gustave Flaubert: »Sei korrekt und ordentlich im Leben, so kannst du leidenschaftlich und originell in der Arbeit sein.« OK, kann ich jetzt besser mitgehen.

Ich habe das Pilgern mit Gruppen und im Juni meinen Pilgerstammtisch eingestellt, den ich seit 2011 organisiert habe. Und das ist gut so. All dies nahm zuviel Raum und mir die Luft für mein wichtigstes Ziel: Wie gut Heilung durch Gott tut den Menschen wieder nahezubringen. Nur Pilgern wurde mir zu wenig, jetzt kommt Verweilen hinzu: Dort wo es besonders schön ist. Innehalten. Tief durchatmen. Auftanken. Zeit haben für das Empfinden. Stille. Das füllt die Schale.


Wie köstlich ist deine Liebe, Gott! Menschen bergen sich im Schatten deiner Flügel.
Sie laben sich am Reichtum deines Hauses; du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen.
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht.
Erhalte denen, die dich kennen, deine Liebe und deine Gerechtigkeit den Menschen mit redlichem Herzen!

Psalm 36, 8 – 11


An der Quelle auftanken
Verweilen. Innehalten. Durchatmen. Auftanken. Zeit haben. Empfinden. Stille.

Wie geht’s jetzt weiter?

Meine Schale füllt sich immer weiter. Ich achte darauf, dass sie nicht mehr leer wird. Wenn es daraus hinausläuft, werden Prioritäten geändert. Planen ist gut. Anschließend prüfen und draus lernen macht schlau. Hier wirkt die Verbindung zwischen Glaube und moderner Psychologie besonders stark, denn sie bietet handfeste Methoden für den weltlichen Teil. Die stille Zeit sorgt für die Richtung und den Inhalt. Meine gesunden Gewohnheiten verstetigen sich und durch sie fließt mein Leben leichter und ungehinderter.

So werde ich ab diesem Jahr Seminare für Menschen organisieren, die von der heilbringenden Kombination von christlichem Glauben und Psychologie profitieren wollen. Die Themen dieser Seminare und die Erkenntnisse aus der Forschung hierfür werden sich sicherlich auch im Blog wiederfinden. Im Sommer werden diese Seminare auf dem Lande in Brandenburg stattfinden. Dort habe ich durch das Pilgern wunderschöne Orte und wunderbare Gastgeber kennen gelernt.

Also: Ab jetzt wird wieder weitergeblogt, wann immer meine Schale mit der Erkenntnis Gottes überfließt. Mein Lernprozess hat viel Material offenbar werden lassen.

Und wer im Sommer mit nach Brandenburg möchte, hier gehts lang:!

Sommer für Christen
Christliche Sommerfrische

[1] Da wird vielleicht mal ein Buch draus.

[2] Gesetzlich korrekte aber schwerer lesbare Bezeichnung: Heilpraktikerin für Psychotherapie bzw. Heilpraktikerin eingeschränkt auf den Bereich Psychotherapie

 

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