Wolkenengel entdecken

Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht
nach den Höfen des Herrn.
Psalm 84,3


Es gibt so Phasen im Leben, bei dem einen früher, bei dem anderen später, da macht sich eine neue Sehnsucht breit. Sie schleicht durch die Flure unseres Denken und hinterlässt Frühlingsluft, klopft an die Tür des Herzens und lässt es probehüpfen, schenkt uns Sekundenausblicke auf tiefempfundes Glück, bohrt Löcher im morschen Holz unserer inneren Gartenzäune und Sichtschutzanlagen, duftet verlockend aus dem Wald heraus, fliegt wie ein Wolkenengel über den Sommerhimmel, rollt sich im Winter wie eine Katze auf dem Ofen unseres Lebens, legt sich nachts schnurrend auf unseren Bauch und lässt sich von unseren Träumen streicheln, reibt ihr Köpfchen an unseren Beinen. „Ich bin da.“ sagt sie. „Und wo bist Du?“ fragt sie, „Hast Du Zeit für mich? Hast Du Lust? Reicht dir das schon? Bist du schon angekommen?“ Es wird immer schwerer, sie zu ignorieren. Ganz häufig wird sie begleitet von einem Konvolut von Fragen, von denen man schon an einer einzigen irre werden kann.

  • Fange ich das richtige mit meinem Leben an?
  • Es läuft alles. Aber war’s das schon?
  • Muss da nicht noch mehr sein?
  • Ich will mich mal wieder so richtig lebendig fühlen! Wie frisch verliebt! Volle Pulle Leben! Aber wie?
  • Ich brenne für nichts: Wo ist Geist in meinem Leben?
  • Tu ich genug für Gott? Reicht das, was ich mache?
  • Ich kann doch dasselbe jetzt nicht bis zu meiner Rente machen!?!
  • Habe ich genug bunte und fröhlichmachende Geschichten über mein Leben, die ich mir im Alter erzählen kann?
  • Werde ich seinem Anspruch aus Endmatthäi gerecht:
    Lehrt alle Völker und tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes?
  • Liebe ich meinen Gott, meinen Nächsten und mich selbst? Ist sie mein Urgrund?
  • Wie verwirkliche ich denn das Reich Gottes in meinem Leben? Reicht die Hand am Pflug?
  • Was will Gott von mir für mich in diesem Leben?
  • Ich liebe meinen Vater im Himmel, aber ist er auch zufrieden mit mir?

Diese Gefühle tauchen vielleicht auf der Gegenseite des Befindlichkeitsspektrums auf: fehlende Freude und Lebendigkeit, Energiedefizite, Vermissen, depressive Verstimmungen, Langweile, Unruhe, Gereiztheit, ein Gefühl von Eingesperrtsein, Bindungen des Alltags von Familie, Beruf, Gemeinde, Freundeskreis werden als Last empfunden. Dinge, für die man sich früher mit viel Energie eingesetzt hat, z.B. Erfolg im Beruf, der Hausbau schmecken plötzlich schal, ein Plateau, von dem es nicht weiter geht, das einen von der Welt abschneidet. Schon mit 44 zu wissen meinen, wo man mit 88 begraben werden wird.


Leben allein genügt nicht, sagte der Schmetterling, Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume muß man auch haben.

Hans Christian Andersen


Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume…oder was fehlt Ihnen?

Ja, und was macht man dann? Was sagt man dann? Ich habe eine schöne Wohnung, bin eingerichtet, vielleicht sogar endversorgt? Mein Haus, mein Auto, mein Megafernseher, meine Altersversorgung. Ich habe einen sicheren Job, ich habe es zu was gebracht im Beruf. Bin erfolgreich. Meine Familie ist auf mich angewiesen. Man zählt auf mich. Das ist mein Leben. Und außerdem bin ich kein Schmetterling.

„Ja“, sagt die Sehnsucht, „toll! Und: Bist Du zufrieden? Darf das jetzt so vierzig Jahre weitergehen? Muss da nicht mal was an die Luft? Ich frag ja bloss…“


Was mag das jetzt sein, was da anklopft?

  • Ist das die Versuchung des Nichtzufriedenwerdenkönnens, des Sinnvollesundharterarbeiteteszerstörenwollens, des Alleskaputtmachenwollenswennsendlichgutist, der Wolkenschösser mit Absturzgarantie, ein Giftpfeil des Satans, der mich aus den Geschenken Gottes herausschießen will?
  • Ist das mangelnde Demut und Dankbarkeit oder Hochmut des zu etwas Höherem sich berufen Fühlenden?
  • Brauche ich wieder einen neuen Schuss meiner Droge: Adrenalin, Leistung, Anerkennung, Kontrolle, Flucht, Gefühlsverdrängung, Stillevermeidung?
  • Ist das wieder eine Kinke in meinem Selbstwertgefühl, die sagt: „Du bist nicht genug! Es reicht noch nicht.“
  • Ist das Neid auf die Kirschen und Kirchen in Nachbars Garten?
  • Ist das ein „Ephata!“, ein „Höre, Israel!“? Werden mir gerade Augen und Ohren geöffnet?
  • Ist das Gott, der mich wie Abram zum Aufbruch ruft: „Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein.“?
  • Ist das Jesus, der an meine Tür klopft und sagt: „Komm mit und folge mir nach, werde Menschenfischer!“?
  • Ist das der Geist, der schon in meinem Inneren zündelt und ein großes Feuer im Sinn hat?

Ich muss Sie enttäuschen, wenn Sie denken, ich kann Ihnen jetzt den ultimativen Rat geben. Das kann oder möchte gegebenenfalls selbst Gott nicht, weil es um Sie und Ihre Freiheit geht, Ihr Ja oder Nein. Ihre ureigene Antwort ist gefragt, damit die Verantwortung klar bei Ihnen liegt. Keine Schlange oder Frau, auf die man die Schuld schieben kann.


Sinn kann nicht gegeben werden, sondern muß gefunden werden.

Viktor Frankl


Prüfen Sie selbst, ob der Weg weg von oder hin zu Gott führt. Auf diese Fragen können auch Sie nicht mit Worten antworten.

Nur mit Ihrem Leben können Sie antworten.

 

Auf dem Weg im Labyrinth des Lebens

Willkommen! Sie betreten das Labyrinth des Lebens.

Dies verbindet Sie mit der Hoffnung, in die Mitte zu gelangen, Ihre Mitte, auf den Weg in die innerste Wohnung der Seelenburg nach Teresa von Àvila, wo die heilige Hochzeit auf Sie wartet.

Keine Bedienungsanleitung, sondern nur Weitergehen und Vertrauen in Gott trägt Sie durch verschlungene Wege zum Ziel. Und Sie sind es, der die Schritte zurücklegt, keine Stellvertreter.


Mit meinem ganzen Körper spüre ich, wie groß meine Sehnsucht nach dir ist in einem dürren, ausgetrockneten Land, wo es kein Wasser mehr gibt.

Psalm 63,2


Sehnsucht auf Seligkeit

Sehnsucht hat als ihr Ziel schlußendlich Seligkeit, oder zumindest mehr davon, wenn das aktuelle Leben grad sagt: Weniger ist nichts. Richard Rohr, Franziskaner und Leiter des Center of Action and Contemplation in Arizona sagt: Die erste Lebenshälfte ist der Weg der 10 Gebote. Leben lernen, von den Geboten lernen, wie gelingendes Leben funktioniert, reifen, Erfahrungen sammeln, Resilienz entwickeln, sich fortpflanzen, Gemeinschaft gründen. Die zweite Lebenshälfte ist die Zeit der Seligpreisungen. Klingt erstmal gut. Aber das „Selig seid ihr“ steht erst am Ende der Verheißung. Davor steht, den Kelch der Voraussetzung zu trinken, den der eine oder andere gern an sich vorbeigehen lassen würde:

  • Arm sein vor Gott. Nur noch von Gott etwas erwarten. Armut? Echt?
  • Leid tragen, unter dem Leid dieser heillosen Welt leiden, trauern. Mal ernsthaft: Leid? Muss das sein?
  • Sanftmut, unterdrückt sein und auf Gewalt verzichten. Kommt mir bloss nicht zu nahe!
  • Hungern und dürsten nach Gerechtigkeit. Bedeutet das, erstmal Unrecht erleiden oder Mitgefühlsschmerz?
  • Barmherzigkeit: die sieben leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit. Ich hab noch’n Job!
  • Reinheit des Herzens. Hmmm – wann habe ich eigentlich das letzte Mal gebeichtet?
  • Frieden stiften. Mehr Engagement? Was für’s heilige Land tun? Oder erstmal inneren Frieden finden? Bei mir zuhause?
  • Um der Gerechtigkeit und des Willen Gottes wegen verfolgt werden, verachtet und verleumdet werden? Da sei Gott vor.

So soll die zweite Lebenshälfte werden, da soll ich mich hinwagen? Sehnsucht, ist das der Bonus auf deinem Ticket? Dankeschön. Aber „Nein, danke!“? Verstecken in Eile und Hektik, im Alltag, in medialer Vielfalt, in bunten Bildern vom Leben anderer? „Bleib, wo du bist und rühr dich nicht, der Feind ist nah und findet dich nicht!“

Drei Wege ins Labyrinth des „Mit dem Leben antworten“

Der äußere Weg

Wo soll’s hingehen?

Ihre Sehnsucht spricht von einem konkreten Ziel? Dieses Ziel liegt jedoch nicht in ihrem Garten hinterm Haus, beim Grillen mit Freunden, im Buch in der Hängematte? Werden sie zum Forscher Ihrer Träume: Dieser Sehnsucht kommen Sie näher, wenn Sie konkret auf das Ziel losgehen. Einen Teil Ihrer Zeit widmen, um auszuprobieren. An den Ort der Sehnsucht gehen und dort ruhig werden und fühlen. Der Verstand gibt Ihnen keine Antwort, daher ist dieser Weg auch nicht im Geist beschreitbar. Sie brauchen sinnliche Wahrnehmung: Riechen, Sehen, Hören. Den Schweiß, den die tägliche Mühe Ihnen an diesem Ort schenken wird, mal fließen spüren.

Gibt es ein Gefühl von Angekommensein? Schmeckt es nach mehr? Oder ein „UmGotteswillen!“?

Geht das überhaupt? Eine Kalkulation, ein Projektplan, ein Finanzierungsgespräch, eine Ausbildung können dran sein. Bedenken Sie, dass auch hier Lehr- und Wanderjahre in Kauf genommen werden müssen, gegebenenfalls auch Komfort- und Kontrollverlust oder finanzielle Engpässe.

Der Weg entwickelt sich beim Gehen. Erste Schritte können Sie allein gehen. Irgendwann werden Sie Ihre Lieben einweihen und mitnehmen müssen, wenn Sie eine Familie haben. Oder zurücklassen, wenn es eine gute Lösung gibt. Auch an diesem Ort wird es einen Alltag geben, auch an diesem Ort wird Ihnen das Leben weiter Aufgaben des Reifens präsentieren, auch hier gilt: Das eine will man, das andere muss man.

Alles gut jetzt? Gratuliere!  Kauen Sie am Leben wie vorher? Nur dass es jetzt nach Waldmeister statt nach Erdbeere schmeckt? Auch hierher haben Sie sich selbst mitgenommen. Erweist sich die Sehnsucht als Luftschloss? Dann finden Sie heraus: Wie kann ich die Essenz meiner Sehnsucht in mein Leben bringen. Und zusätzlich den folgenden, den inneren Weg gehen. Oder den dritten, damit Ihnen begegnen kann, was für sie ist.

Der innere Weg

Ihre Sehnsucht spricht mehr von Gefühlen?

  • Innerer Frieden zum Beispiel.
  • Raus aus der Einsamkeit, dem Unglück.
  • Meine Gedanken treiben mich in den Wahnsinn. Ein buntes Kuddelmuddel aus Angst, schlechter Laune oder Gewissen und einem Hirn wie ein Rennpferd.
  • Es gibt Menschen, denen ich nicht vergeben kann. Ich könnte so viele zum Mond schießen. Besonders die ….
  • Das ist mir hier alles viel zu viel, ich bleib gerade völlig auf der Strecke.
  • Ich bin soooo genervt von der Alltäglichkeit des Seins.
  • Gott, ich hab dich schon so lange nicht gefühlt, gibt’s dich eigentlich noch?
  • Wenn Liebe so wichtig ist, wo bleibt sie denn? Ich kann ja noch nicht mal mich selbst liebhaben.
  • Darf ich hier bitte auch mal glücklich sein? Warum funktioniert mein Leben nicht? Gott, hallo?!?
  • Ich kann hier gerade nicht weg, obwohl ich nichts lieber möchte. Kann ich was dran machen, dass ich genau hier zufrieden sein kann?
  • Und vieles mehr.
Entsorgen Sie Spinnenweben, Dornen, Getier und Sperrmüll aus Ihrer Seelenburg

Mit Gott ist alles möglich. An jedem Ort. In Ihrem Innern, Ihrer Seelenburg sind viele Schätze verborgen. Doch da sitzt auch oft noch viel unerfreuliches Getier, Spinnenweben, Dornen und Sperrmüll. Raus damit. Ihr Weg führt Sie ins Gebet, in die Kontemplation, in die Stille, in die Bewältigung der Vergangenheit durch Seelsorge, Therapie oder Exerzitien. Der Weg führt Sie in die Tiefe, um dort Ihren Schatz zu heben. Das Entgiften der eigenen Wurzeln, das Entsorgen von nicht funktionierenden Verhaltensweisen und die Annahme guter Gewohnheiten, Vergeben: Anderen, sich selbst, Gott. Stille schaffen, Herr/Frau Ihrer Gedankenfülle werden. Gefühle zulassen, fühlen und entladen. Das Pfützchen Liebe, was noch übrig ist, wieder an die Quelle der Liebe anschließen.

Sie können ergründen, wie sie genau dort glücklich sein können, genau dort Gott finden, ehren und mit Ihrem Leben preisen, wo sie sind. Wie sie dort, wo sie sind, alles für Gott tun können, auch wenn Sie dort vielleicht erstmal wegen Ihrer Existenzfragen angefangen haben. Weil es sich als der perfekte Ort herausstellt, an den Gott Sie schon ohne Ihr Wissen gestellt hat.

Was wäre denn, wenn alles schon gut ist?

Der richtige Partner, der schon immer da ist, und der sich erst mit dem 1000. Kuss vom Frosch oder Kröte in Prinz*essin verwandelt. Und funktionierendem Verhalten Ihrerseits. Sie entwickeln Tiefgang, wurzeln sich neu in einen fruchtbareren Boden ein. Organisch bilden Sie mit der Zeit neue Zweige, beginnen wieder zu grünen und blühen. Es dauert seine Zeit und die eine oder andere Träne, doch es lohnt sich, die Dornenkrone abzusetzen.

Tränen sind der Morgentau der erwachenden, heilenden Seele

Der äußere Weg, um die inneren Räume zu ergründen

Folge Deinem Herzen

Sie wollen dann mal weg? Und es geht auch? Machen sich auf den Weg, nehmen sich eine Auszeit: Ein Sabbatical. Eine lange Pilgerreise, Santiago, Rom, Jerusalem. Von Stettin nach Freiburg, Frankreich von Ost nach West. Eat, pray, love. Zeit für sich, Zeit für Gott. Sie ergründen äußere Räume, essen, laufen, schlafen. Wandern, radeln, paddeln. Rudern über den Ozean. Sie verlassen Ihre Komfortzone, öffnen ihr Gartentor. Ihr Gepäck beschränkt sich auf das Notwendigste. Und in der Ferne sind sie sich selbst plötzlich nah. Sie spüren sich. Sie spüren Gott in der Schöpfung, in den Menschen, die Ihnen begegnen, im Vaterunser einer anderen Sprache und Kultur: Padre nostro/nuestro, Pai nosso, Our Father, Notre Père, Pater Himon, Ojcze nasz. Sie begreifen, dass nichts Ihnen zufällt, sondern alles gegeben ist, was Ihres Weges kommt. Trinken Sie Gottes schöne Welt in tiefen Zügen. Schließen Sie Freundschaft mit sich selbst. Verlieren Sie in der Weite und durch das Laufen die Angst vor dem Leben und der Dunkelheit. Laufen Sie sich Ihren Kopf frei. Spüren Sie, behütet und gesegnet zu sein. Erfahren Sie, vor Dankbarkeit und Staunen zu platzen.

Gott bekommt viel Gelegenheit, Ihnen neue Lebensentwürfe zu präsentieren, Ihnen neue, Seine Ideen in 3D zu zeigen. Er führt sie auf hohe Berge, damit Sie Perspektive und Weitblick bekommen. Sie reden mit Fremden intensiver als mit Ihren besten Freunden. Er präsentiert Ihnen Schnarcher, stinkende Füße und Haare anderer im Ausguss, damit Sie gelassener werden und sich aufs Positive fokussieren. Er lässt Ihre Seele atmen, gibt Ihr Raum. Sie werden schwitzen und sich quälen müssen, aber auch stolz zurückschauen können: Das habe ich geschafft. Und immer mehr erfahren können, was sie überhaupt schaffen können: so viel mehr, als Sie bisher von sich dachten. Vielleicht begegnen sie Ihrem Schatten und nehmen ihn mit in die Sonne. Sich auf dem Weg zu wissen heißt auch Abschied vom unnötigen schlechten Gewissen. Manch einer kommt genau dort an, wo er losgelaufen ist, verwandelt, geläutert, gereift. Auf eine Weise, die er am Start- und Zielort nie hätte erleben können.

Auch dieser Weg kann anschließend noch tiefer in den inneren Weg führen, wenn Sie merken, dass Sie ohne professionelle Hilfe einige der inneren Hindernisse nicht bewältigen können, denen Sie unterwegs begegnet sind. Sie sind Ihnen aber jetzt bewusst.

Herzenstüren öffnen

Alle diese Wege haben ein Ziel: An Gott nicht nur zu glauben, sondern ihn neu zu erfahren: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ Herzenstüren öffnen. Die Liebe Gottes spüren. Das Gelobte Land verstehen. Dort ankommen.

Ihr Wegbegleiter: Jesus Christus. Er ist der Weg und die Wahrheit und das Leben. Das Ziel: Unser Vater im Himmel.

Sehnsucht ist ein Motor des Lebens. Sehnsucht wird oft zur Mutter aller Süchte (auch schlechter Gewohnheiten), die leichter auftreten, wenn die primäre Sehnsucht nicht gestillt wird.

Wege der Heiligung

Lassen Sie mich Ihnen von Heiligen erzählen, die solche Wege unterschiedlich gegangen sind.

Nicolas von der Flüe, Schweiz

Er war ein Bauer, lebte im 15. Jahrhundert, hatte im Zürichkrieg gedient, war Ratsher im Kanton und Richter in seiner Gemeinde.  Mit seiner Frau Dorothea hatte er 10 Kinder.  Als sein ältester Sohn 20 Jahre alt war (und sein jüngster 1 Jahr), so dass dieser den Hof übernehmen konnte, verliess Nicolas Haus und Hof, um Einsiedler zu werden. Seine Frau war einverstanden. Auch er hatte Gefühle vorher. Von ihm überliefert ist: Schwer war ich niedergedrückt. Lästig wurde mir meine liebste Frau und die Gesllschaft der Kinder. Als Bruder Klaus verbrachte er nach einem Erlebnis auf einer Pilgerreise sein Leben in einer Klause in der Ranftschlucht im Gebet, erlebte mystische Erfahrungen und Visionen. Das Leiden Jesu, die Eucharistie und die Dreifaltigkeit waren sein Mittelpunkt. Ein Gebet hat er uns hinterlassen, das er täglich gebetet haben soll:

Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir.

Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich führet zu dir.

Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.

Menschen, die ihn kannten, beschrieben ihn als leutselig, mitteilsam, behaglich, fröhlich und vor allem freundlich. Er wurde am 15. Mai 1947 von Papst Pius XII. heiliggesprochen.

Das Ehepaar Louis Martin und Zélie Guérin,
die Eltern der heiligen Thérèse von Lisieux

Ein verheiratetes Unternehmerehepaar, die Eheschließung war im Juli 1958, um bei Laien zu bleiben. Er führte ein Uhrengeschäft, sie war Spitzenmacherin mit mehreren Mitarbeiterinnen. Die Zeiten waren schwierig, es gab 1870/71Krieg. Zusammen hatten sie 9 Kinder, von denen 4 im Kindesalter starben. Zélie hat neben den Kindern für ihre Mitarbeiterinnen und deren Familien gesorgt. Louis hat sie gestärkt und trug ihre Last mit. Er gab sein Uhrgeschäft auf, als seine Frau immer erschöpfter, krank wurde. Zélie verstarb, als sie 46 Jahre alt war. Bis zu seinem Tod kümmerte sich Louis als Witwer um seine verbliebenen fünf Töchter. Er zog nach Lisieux, damit ihre Tante Celine seinen Töchtern mit weiblicher Hand zusätzlich zur Seite stehen konnte. Voller Hingabe begleitete alle seine Töchter auf ihrem Weg ins Kloster und starb 17 Jahre nach seiner Frau. Seine letzten Jahre waren wahrscheinlich von Demenz gezeichnet. Zuerst Gott dienen war sein Leitspruch. Er diente dem Reich Gottes durch die Glaubensprägung seiner Kinder, ebnete ihnen den Weg. Seine Lieblingstochter Thérèse, die jüngste, starb 1897 mit 24, ist heute trotzdem Kirchenlehrerin, und zwar des „kleinen Weges“. Louis Martin und Zélie Guérin wurden von Papst Franziskus 2015 während der Familiensynode heiliggesprochen.

Kleine Wege stehen allen offen

Um zur Sehnsucht, den Wegen und Gottes Zufriedenheit zurückzukehren. Thérèse von Lisieux sagte: „Ich bin eine kleine Seele, ich kann Gott nur ganz kleine Dinge anbieten.“ „Niemals lässt Gott die im Stich, die einzig und allein ihn suchen.“ „Immer hat Gott mich wünschen lassen, was er mir geben wollte.“ Und: „Gott weckt keine Wünsche, die er nicht erfüllen kann.“ Und die große Teresa, die von Àvila sagte: „Der Herr schaut nicht so sehr auf die Größe der Werke, sondern vielmehr auf die Liebe, mit der sie getan werden.“ Sehnsucht, die auf unterschiedliche Weise heilig Ausdruck finden kann. Keiner ist ausgeschlossen.

Trauen Sie sich!

Von diesen Wegen konnte ich Ihnen berichten, da ich selbst alle diese Wege gegangen bin. Ich habe sie alle gebraucht. Kein Stein ist auf dem anderen geblieben. Kein Haus, kein Auto, kein Fernseher. Wäre mir alles heute eine Last. Habe ich den Kelch des Seligwerdens getrunken? Armut, Leid, Schmerz, Verachtung und so? Alle. War es das wert, hat es sich gelohnt? Aber hallo, jede einzelne Träne, jede Angst, jeder Mangel, jedes verzweifelte Gebet! Ging es schnell? Nein, eher nicht, Jahre. Nach meinem Gefühl geht es um organisches Wachstum. Gott erfahren? So was von! Auf dem Weg bin ich immer noch, ich bin ja noch nicht tot. Ich bin unterwegs ein Seelen-Scout geworden. Auf diesen Wegen kann ich Sie begleiten, wenn Sie Mutmachergeschichten hören wollen, Ihre Fragen aussortieren, ihr Herz ausschütten wollen, sich verlaufen haben, sich mittels eines Scouts orientieren wollen, wenn Ihnen Gott grad fern ist und Sie daher erstmal einen Menschen brauchen.

Herrmann Hesse hat dieses Gefühl sicher gut gekannt. Als Abschluss für Sie: Lesen Sie, wie er beschreibt, was da werden will, in seinem Gedicht

Stufen.

Wie jede Blüte welkt
und jede Jugend dem Alter weicht,
blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in and’re, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten!

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt,
so droht Erschlaffen!

Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden:
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

 

Viel Glück und viel Segen auf all Ihren Wegen!

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